Pfarrer Friedrich Wilhelm Mildner

Friedrich Wilhelm Mildner (1912-1992), Pfarrer in Schleife von 1941-1978

Geburt und Jugend: Am 24. April 1912 wurde Friedrich Wilhelm Mildner als Sohn des Friseurs Adolf Mildner und seiner Ehefrau Gertrud Storch in Lauban / Schlesien geboren. Sein Vater starb als er knapp 2 Jahre alt war, woraufhin seine Mutter wieder einen Friseur heiratete.

Friedrich hatte drei Brüder, jedoch wohnte er die meiste Zeit bei den Großeltern.

Nach der Grundschule besuchte er das Gymnasium, auf welchem er am 6. März 1933 das Abitur ablegte.

1923 wurde er Mitglied des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM). Zuerst in der Jungschar später im Bibelkreis für höhere Schüler. Es wurde dort der Grundstein für das spätere Theologiestudium gelegt.

Auch sportlich war er sehr aktiv, insbesondere beim Reckturnen.

Zum Studium der Theologie ging es dann vom 1.10.1935 – 31.03.1938 nach Breslau. Am 19. März 1938 schloss er dieses mit dem 1. Theologischen Examen ab. Anschließend verbrachte Friedrich eine 1½-jährige Vikariatszeit in Melaune, welche seinen Blick auf die Gemeindearbeit schärfen sollte.

Es folgten am 24.11.1939 das 2. Theologische Examen und anschließend bis zum 31.05.1941 ein Pfarrvikariat in Schleife. Hier wurde er am 8. März 1940 von Oberkonsistorialrat Schwarz ordiniert. 

Die Heirat mit seiner Edith (Edith Helene Müller) fand am 29. Juni 1940 in Lauban statt. Auf dem Standesamt erschien man zu dieser Zeit in Uniform, jedoch zur kirchlichen Trauung im Talar.

Die Nazizeit: Nun folgte das dunkle Kapitel der Nazizeit. Am 19. April 1940 zog man ihn zum Wehrdienst zur Rekrutenzeit nach Gleiwitz ein. Im März 1944 gebar ihm seine Frau den ersten Sohn. Verwundet wurde er ab 18.12.1944 im Lazarett in Lauban ambulant versorgt und gelangte dann zur Ersatzkompanie in Pirna. 

Die Gefangenschaft: Am 9.05.1945 geriet er in russische Gefangenschaft. Im Hungermarsch ging es über Zinnwald und Dresden nach Hoyerswerda, von dort in 4-wöchiger Eisenbahnfahrt weiter nach Rostow am Don. Im November 1945 kam der zweite Sohn zur Welt. Von der Geburt erfuhr er erst viel später in der Gefangenschaft. Aus der Gefangenschaft in Russland schrieb er viele Briefe. Vater war dort sowohl theologisch als auch literarisch sehr aktiv. In seinen Briefen an unsere Mutter berichtete er von Theateraufführungen und Konzerten, aber auch von der Sorge um seine Familie sowie seiner beruflichen Zukunft. Aus dieser Zeit stammen viele Gedichte, welche von großer Liebe zu seiner Frau Edith und den Kindern sprechen. Aber auch im Hinblick auf seine zukünftige Arbeit in einer Kirchengemeinde brachte er seine Gedanken zu Papier. Auch aus der Zeit stammt das Krippenspiel. Es wurde mit großem Erfolg 1950 in Schleife aufgeführt.

Pfarrer Trompke vertrat ihn während seiner Abwesenheit in Schleife.

Die Entscheidung, nach Schleife zurückzukehren, traf er erst nach seiner Entlassung 1949 und eingehender Beratung mit unserer Mutter. Die ersehnte Entlassung aus der Gefangenschaft nach Frankfurt / Oder geschah dann im April 1949. Zuerst reiste er nach Riesa, da unsere Mutter mit den beiden Jungs bei einer Tante Unterkunft gefunden hatte. 

Wieder in Schleife: Ab 19.05.1949 bekleidete er dann wieder das Pfarramt in Schleife. Wenig später wurde er Kreisjugendpfarrer und begeisterte dabei viele der Jugendlichen. Anlässlich des ersten Kreisjugendtages übernachteten im Pfarrhaus und auf dem Stroh der umliegenden Scheunen im Juni 1950 dreihundertdreißig junge Menschen. Die Kreisjugendtage wurden fortan einmal jährlich fester Bestandteil des Kirchenjahres. Hier wurde im fröhlichen Miteinander gesungen und gebetet. Neben der Bibelarbeit, den Gottesdiensten und vielen Amtshandlungen war auch reichlich Zeit für ausgelassene Feiern. Insbesondere zu Späßen war er stets bereit. Ob er die Jugend mit einem Gespenst im Kirschbaum erschrak oder mit dem Mütterkreis und Männerwerk Fasching feierte. Die ersehnte Tochter kam dann 1950 zur Welt, so war die Familie glücklich. 

Der Unfall: Mit diesem ereignete sich am 31.12.1958 ein folgenschwerer Unfall auf der Dorfstraße in Schleife. Es wurde dabei der beteiligte Mopedfahrer so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag verstarb. Zeugen haben zwar Vaters Unschuld bestätigen können, wurden aber vor Gericht nicht gehört. Somit trat er ab 15.06.1959 eine 10-monatige Haftstrafe in Cottbus an. In der schweren Zeit bis und während der Haftzeit stand seine Gemeinde mit Rat, Tat und Gebet hinter ihm. Auch Schreiben des Gemeindekirchenrates an den Staatsanwalt in Berlin konnten an dem Urteil nichts ändern. Den Briefen aus der Haftanstalt entnahm man seine Sorge um Familie, aber auch ganz besonders um seine Gemeinde. In jedem Schreiben fragt er nach Gemeindegliedern, Mitarbeitern und baulichen Aktivitäten an der Kirche. Ein Schreiben pro Monat und eine Antwort, mehr war nicht erlaubt. Lediglich zum X. Parteitag gab es eine Sondergenehmigung. Da bekannt wurde, dass die Kapelle Krautz aus Halbendorf, ihm einen Empfang am Bahnhof Schleife bereiten wollte, wurde er bereits drei Tage früher als angekündigt entlassen. Es folgte ein 2-jähriges Fahrverbot. Doch die Gemeindeglieder haben auch das gemeistert. Zu den Amtshandlungen und Bibelstunden wurde er chauffiert. In solch einer Gemeinde konnte man nur glücklich sein. Doch bald entschloss er sich wieder zum Autofahren und es gab einen flotten Trabant. 

Gemeindeleben: Stets organisierte er zusätzliche Begegnungen. Wichtig waren ihm dabei Bibelwochen, Evangelisationen, Missionsfeste, Jugendtreffen, Diavorträge zu den unterschiedlichsten Themen der Welt, diverse Ausflüge mit den Bussen ins Umland, Erntespendensammlung, Ostereiersammlungen sowie die Straßensammlungen im Frühjahr und Herbst. Auch das ging nicht ohne seine aktive Gemeinde. 

Ruhestand: So ging er am 1. Juli 1978, nach 38-jähriger Amtszeit, in den Unruhestand. Die Eltern zogen in das benachbarte Bad Muskau und waren weiterhin gern gesehene Gäste in Schleife. So mancher Gottesdienst wurde noch gehalten und so unterhielten sie zu vielen Gemeindegliedern weiterhin gute private Kontakte. Den Mauerfall hat er mit großer Freude erlebt, denn die Politik in den beiden deutschen Staaten verfolgte er stets mit großem Interesse. Leider verstarb dann 1990 sein erster Sohn. Gesundheitlich ging es schlechter und schlechter und so wurden die Mutter am 9. Juni 1991 und der Vater dann am 1. September 1992 heim gerufen. Wir Kinder spürten bei beiden Trauerfeiern wie verbunden die Eltern mit Schleife waren. Dafür danken wir herzlich.

Quelle: Privatarchiv; aus "Ein Porträt zum 100. Geburtstag von Pfarrer Friedrich Wilhelm Mildner"

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